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11 Tage im Mai 1945
Eine einmalige Geschichte über die "Selbstbefreiung Elmshorn" und die "Revolution an der Krückau"

Die Konspiration in der Butterschmelze

Trotz der massiven Repression unter den Nazis gibt es besonders in Elmshorn funktionierende Netzwerke und Gesprächskontakte zwischen Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschaftern, die sich angesichts des Kriegsendes verdichten. Die führenden Parteifunktionäre Heinrich Hauschildt (SPD) und Peter Hasenberg (KPD), gerade aus der Haft entlassen, treffen sich schließlich Ende April 1945 mit Erich Arp und Arthur Geißler, Gustav Werner und Otto Wottrich von der SPD, Friedrich Weinhold von der SADP und Helmut Poessel von der KPD und diskutieren angesichts der Auflösungserscheinungen von staatlichen und militärischen Stellen Maßnahmen zur Herstellung von Sicherheit und Ordnung. Und sie treffen bei diesen konspirativen Beratungen in der Butterschnelze von Erich Arp bereits sehr klare Festlegungen zur Übernahme der Stadtverwaltung.

Weisse Fahnen auf der Nikolai - Kirche

Noch eine Woche vor Kriegsende, am 26. April , muss Elmshorn mit 89 Toten den opferreichsten Luftangriff britischer Bomberverbände hinnehmen. Die Bevölkerung wird immer kriegsmüder. Arp und Geißler verfassen und bringen in Elmshorn ein Flugblatt in Umlauf mit der Forderung nach einer Beendigung aller militärischen Handlungen „Jagt sie fort, diese Kriegsverlängerer.“ Die Ereignisse überstürzen sich. Elmshorn gerät in die Wirrnisse von neuen Hauptkampflinien, Rückzugsmanövern von Wehrmacht und SS, vorrückenden Engländer-Truppen im Kreis Pinneberg und immer noch mehr oder minder regierenden Dönitz-Nazis in Schleswig-Holstein und auch in Elmshorn.

Die SPD-Kartei aus dem Hühnerstall

In den folgenden Tagen bereitet der „Antifaschistische Ausschuss“ planmäßig die Übernahme der Stadtverantwortung vor. Bereits am 4. Mai zeigt sich das Elmshorner Gewerkschaftshaus wieder im Schmuck von einen halben Dutzend Gewerkschafts- und der SPD-Fahne. Erich Arp, der führende Kopf der Elmshorner Selbstbefreiungsbewegung erinnert sich: „ Und einer hatte aus einem Hühnerstall die SPD-Kartei wieder ausgegraben und kam damit an... Das war eine Seligkeit.

Weg mit dem Nazi-Bürgermeister

Am Sonntag, den 6. Mai, wird der noch von den Nazis eingesetzte Bürgermeister Küster der Stadt verwiesen. Der Gewerkschaftsausschuß setzt neue Exeku-tivorgane mit Heinrich Hauschildt als Bürgermeister und Arthur Geißler als Erstem Beigeordnetem und Polizeichef ein. Als Verwaltungsbeamter steht dem Bürgermeister Stadtoberinspektor Langbehn zur Seite. Damit hat die Antifa-Bewegung die Stadtgeschäfte neu organisiert.

Aus der Verhaftung in die Verantwortung

Erst am 10. Mai besetzen britische Truppen die Stadt. Erich Arp und die neue Verwaltung um Hauschildt und Geißler treffen sich in den folgenden Tagen mit dem britischen Major Ryder und erläutern ihm die besonderen Verhältnisse in Elmshorn. Ryder verlangt eine Waffenabgabe. Hierüber kommt es zum Streit, zu Verhaftungen und Bestrafungen, die Arp und Geißler bis Mitte Juli eine Rückkehr nach Elmshorn verwehren. In der Zwischenzeit hat die britischen Militärregierung das Heft in die Hand genommen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Militärregierung am Ende doch die führenden und von ihr bestraften Funktionäre der SPD und auch der KPD in das Elmshorner Stadtparlament berufen, Heinrich Hauschildt erneut als Bürgermeister einsetzt und Erich Arp schließlich zum Landesminister ernannt wird. Deren demokratische Energie, tiefe Verankerung in Elmshorn und ihr ungebrochenes Vertrauensverhältnis zur Bevölkerung haben sich am Ende erfolgreich durchgesetzt. Die Selbstbefreiung Elmshorn bleibt ein für Deutschland fast einmaliges Beispiel von Freiheitswille, Mut, Selbstbewußtsein und Bereitschaft zur Verantwortung, an das wir, die wir heute in gefahrlosen und gefestigten Zeiten leben dürfen, immer wieder erinnern müssen.

Tafel 16
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