1914 - 1920
Der Kampf um die Demokratie
Anfang November 1918 geben in Kiel Matrosen und Arbeiter das Fanal zum Aufstand gegen den Krieg und das überkommene Herrschaftssystem. Die Revolution greift rasch ins Landesinnere über. Auch die Elmshorner Arbeiter verbünden sich mit revolutionären Soldaten. Sie besetzen mehrere Fabriken und den strategisch wichtigen Bahnhof. Am 7. November 1918 kommt es zu einer Versammlung im Stadttheater in der Peterstraße, bei der den Bürgern der neue Soldaten- und Arbeiterrat vorgestellt wird, an den der Magistrat alle Gewalt abgetreten hat. Seine Mitglieder zeigen sich bei ihren Zusammenkünften auch mit ihren Waffen.
In der Nacht vom 7. auf den 8.November fordert die MSPD (Mehrheits-Sozialdemokratie) Kaiser Wilhelm II zum Rücktritt auf. Beeindruckt von machtvollen Kundgebungen der Arbeiter und Soldaten verkündet Prinz Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers und übergibt Friedrich Ebert das Amt des Reichskanzlers. Am 19. Januar werden die Wahlen zur Nationalversammlung durchgeführt. Zum ersten Mal dürfen in Deutschland auch die Frauen mitwählen. Die SPD bekommt 11,5 Millionen Stimmen, die USPD 2,3 Millionen. Friedrich Ebert wird das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in Deutschland. Dieses Amt hat er bis zu seinem Tode 1925 inne.
Audio: Philipp Scheidemann ruft am 9.11.1918 die Republik aus (Quelle: FES)
Der Generalstreik gegen den Kapp-Putsch
Durch den mächtigsten Generalstreik der deutschen Geschichte wehrt sich 1920 die Arbeiterschaft erfolgreich gegen den Versuch der Rechten, die junge Demokratie wieder zu beseitigen. In Elmshorn kommt die Nachricht von dem Putsch in Berlin am 13. März zuerst bei dem stadtbekannten Maurermeister und Stadtverordneten Heinrich Hauschildt an. Dieser mobilisiert den Gewerkschaftsvorsitzenden Schwert vom Schleusengraben und binnen kurzem haben 60 Mann in Elmshorn die Vorbereitung für den Generalstreik organisiert. Züge mit bewaffneten Soldaten werden gestoppt, die Fabriken bestreikt.
Auf dem Alten Markt an der Kirche findet eine Großkundgebung statt. Die Bankangestellten der Westbank und der Kreditbank werden in die Streikfront eingereiht. Ein großer Demonstrationszug bewegt sich durch die Stadt. Emil Koch, Zeitungsverleger und Reichstagsabgeordneter der Deutschen Nationalen Volkspartei, wird genötigt, mit zu demonstrieren.
Die Bismarckschule wird gestürmt. Einige Elmshorner werden später wegen Aufruhr zu Haftstrafen verurteilt. Aber die Demokratie ist vorerst verteidigt. Auch wenn das Wetterleuchten von neuem Nationalismus und reaktionären Extremismus schon deutlich wird.